Interview N° 2
Cremina: Sie hätte schöner nicht sein können! Ich habe sie in Chiasso im Tessin verbracht. Also dort, wo die Schweiz am italienischsten ist. Keine 50 Kilometer von Mailand entfernt, wo immer schon die besten Espressomaschinen gebaut wurden.
Ihr Vater?
Luigi Bresaola. Toller Mann, ein Tüftler und Erfinder. Er hat meinen Prototypen entworfen und ihn dann von 1967 an in Morbio Inferiore gebaut.
Grosses Unternehmen?
100 Mitarbeiter. In den 1970er, 80er Jahren gingen da jährlich 5.000 meiner Schwestern raus. Im Grunde wurden wir nur in die USA und die Schweiz verkauft.
Was war mit Italien?
Nichts. In Italien gilt ja: »un caffé in un« – zuhause macht sich kein Italiener einen Espresso.
1992 wurde Ihre Entwicklung jäh gebremst.
Ja, schwierige Zeiten. Lassen Sie uns einen Zeitsprung machen – wer es genauer wissen will, kann mich gerne persönlich fragen.
Auf welches Jahr soll ich die Zeitmaschine stellen?
Ende 2007. Damals wurde die Firma »Olympia Express« neu gegründet.
Nicht einfach, so ein Familienwechsel?
Jein. Er war jedenfalls meine Rettung. Denn ich bin bei Schätti gelandet, in Glarus, einem ehemaligen Zulieferer von uns. Metallverarbeitendes Unternehmen: Drehen, Fräsen, Stanzen, Pulverbeschichten, Schweißen, Sie wissen schon. Die Schättis können alles, was ich zum perfekten Leben brauche.
Ein Umzug aus dem Tessin nach Glarus bedeutet – was?
Viel. Die Tessiner pflegen ja die italienische »cultura«, gepaart mit Schweizer Gründlichkeit und Zuverlässigkeit. Glarus hingegen liegt 70 Kilometer südlich von Zürich kurz vorm Klausenpass in einem Tal.
Keine Angst, die »italianità« zu verlieren?
Hatte ich kurz - hat sich aber als vollkommen unbegründet herausgestellt. Es ist meinen Leuten gelungen, sie vollkommen nach Glarus zu transferieren. Schweizer Gründlichkeit eben!
Sie sind ja eine Handhebelmaschine. Warum nicht eine elektrische Pumpe?
Ich habe ja Cousinen, die haben das. Aber für jemanden, der seine eigene Druckkurve kreieren und die Preinfusion ausprobieren will – der kann das nur mit mir hinbekommen.