Interview N° 4
Cremina: Ausgezeichnet! Ich fühle mich jugendlich, frisch – bei dem vielen Espresso auch kein Wunder.
Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Sie jemand nicht kennt: Wie würden Sie sich in einem Satz beschreiben?
Ich bin eine kleine, massive Espressomaschine, die nach dem klassischen Prinzip arbeitet.
Nie gehadert mit dem Kleinsein?
Nie. In meinen jungen Jahren bin ich zwar manchmal ein wenig überhitzt, aber heute ruhe ich in mir selbst.
Der Vorteil Ihrer Kleinheit?
Die Eleganz. Daher diene ich auch oft als Einrichtungsgegenstand.
Ihre innigsten Bewunderer?
Menschen mit Sinn für Design, denen alles Protzige fremd ist.
Was ist mit dem Espresso?
Gut, dass Sie mich erinnern: Und ich werde von Menschen geschätzt, die besonders fruchtigen Espresso schätzen – die richtigen Bohnen vorausgesetzt.
Der aufregendste Moment Ihres Lebens?
Meine Geburt. Die ist sehr elegant verlaufen: Tessin, schönes Wetter und ich wurde überall freudig begrüßt. Meine Gründerfamilie Bresaola wusste immer, was man an mir hat.
Würden Sie irgend etwas anders machen, wenn Sie von vorne beginnen könnten?
Nein!
Wünsche?
Ein zusätzlicher Dampfboiler vielleicht, wenn ich mal vier Cappuccino hintereinander machen soll.
Was treibt Sie an?
Der Wunsch, meinen Besitzern noch mehr dabei helfen zu können, den perfekten Espresso aus mir rauszukriegen. Wie sie mit mir am besten harmonieren.
Haben Sie auch Ansprüche an Ihre Besitzer?
Selbstverständlich! Dass sie mich mit Gefühl und Respekt bedienen.
Mit wem harmonieren Sie am besten?
Mit allen, die offen sind für neue Erfahrungen. Die etwas lernen wollen, den perfekten Espresso zu machen. Salopp gesagt: Männer, die als Jungs eine Dampfmaschine hatten.
Sie sind dann doch mehr der Männer-Typ?
Cremina: Jein. Die Aufmerksamkeit und die erste Liebe kommt von Frauen; meine Nutzer sind dann eher Männer.
Sie sind also die Liebhaberin des Mannes mit Genehmigung der Frau?
Das haben Sie gesagt. Klingt aber gut.